Alicante 2018

Am 14 April war es soweit und wir reisten mit einer gut gelaunten Truppe nach Alicante. Die Wetterprognosen für unsere Woche waren etwas schwierig, zwar war schönstes Wetter angesagt aber auch sehr starker Nordwind, nicht unbedingt die bevorzugte Windrichtung für die Gegend um Alicante. Eine der Stärken des Gebietes liegt aber in der zentralen Lage, man kann problemlos in umliegende Gebiete ausweichen. Der Anreisetag war ziemlich vom Wind geprägt und die Gruppe von der frühen Anreise noch sichtlich müde, so starteten wir den Tag bei einem Kaffee und ein paar Tapas in einem kleinen Restaurant. Anschliessend gings auf einen Startplatz, der nicht mal einen Namen hatte und auch nur Anhand eines Windspions als Startplatz auszumachen war. Die Flughungrigen liessen sich davon aber nicht beirren und starteten bei schönem Aufwind und konnten ein bisschen Airtime auf dem Flugkonto verbuchen.
 
Tag 2 war ebenfalls noch von Wind geprägt, wenn er auch diesmal etwas aus nordwestlicher Richtung kam. Wir machten uns ins Gebiet von Murcia auf, wo uns unser lokaler Guide an einen schön präparierten Startplatz führte. Die Ansage war klar, sobald die Geier am Himmel ihre Kreise zogen war der Startschuss gefallen. Die Thermik war aber ziemlich selektiv, so dass die einten in den Himmel katapultiert wurden und andere abgesoffen sind. Dieses Spiel ging dann den ganzen Tag so weiter, bis gegen Abend die Meeresbrise reindrückte und uns Allen noch eine extra Stunde sanfteste Soaringbedingungen am Ridge bis in den Sonnenuntergang bescherte. Das Grinsen im Gesicht über den tollen Flugtag war beim Landebier fast nicht mehr weg zu bekommen.
 
Der Wind wollte und wollte einfach nicht nachlassen und die Situation am Tag 3 wurde nochmals schwieriger, ganz Südostspanien schien völlig verblasen zu sein und selbst die Locals waren etwas ratlos. Der Pioniergeist in uns war aber geweckt und wir fanden eine schön im Wind ausgerichtete Kante am Meer, zwar nicht als offizieller Startplatz zu erkennen aber was macht das schon. Den ganze Nachmittag konnte herrlich hin und her gesoart werden bis sich die Bucht im Abendlicht in Ihrer schönsten Farbe zeigte. Immer wieder ein tolles Gefühl wenn man mit tiefsten Erwartungen an so einen Startplatz geht und dann so überrascht wird.  
 
Am vierten Tag hatte sich der Wind nun gelegt und wir konnten vom Hausberg von Alicante in Palomaret fliegen. Ein perfekt präparierter Startplatz mit Kunstrasenteppich und südlicher Ausrichtung, ideal gelegen in einem kleinen Kessel der sein Mikroklima erzeugt und ebenfalls perfekt für Toplandings geschaffen ist. Kurze Anfahrt vom Landeplatz zum Startplatz und Möglichkeiten für Strecken in alle Richtungen erklären die Beliebtheit dieses Gebietes. Alle schwangen sich zügig in die Luft und wurden mit bester Thermik belohnt.  Es wurden Tasks abgeflogen, Toplandings geübt und am Startplatz fleissig Fliegergeschichten untereinander ausgetauscht, es kam fast so etwas wie Volksfeststimmung auf. Als die Gegend im Abendrot glühte stellten sich die für dieses Gebiet so bekannten Magic Conditions ein. Überall steigt es sanft hoch um es ist eine wahre Freude bei diesen Bedingungen zu fliegen. Erst als uns das Licht langsam ausging konnten wir auch den letzten Teilnehmer nach über 6h Airtime zur Landung begrüssen. Am Abend wurde der tolle Flugtag bei Tapas und Mojitos ausgiebig gewürdigt.
Nun waren wir also so richtig eingeflogen und heiss auf mehr. Unser Guide führte uns am Tag 5 an einen Startplatz Namens Mont Cabrer, etwas nordöstlich von Alicante. Alleine die Bergfahrt mit den Minibussen ist schon ein kleines Abenteuer für sich und anschliessend geht’s nochmals 20 Minuten zu Fuss bis zum Startplatz. Der Startplatz ist einfach und östlich ausgerichtet und die Kulisse einmalig, ein massives Felsband erhebt sich hinter dem Startplatz und die Geier sorgen für Spektakel. Die Devise für alle Piloten war klar, nicht absaufen, denn ein zweites Mal wollten wir diese Bergfahrt nicht mehr machen. Der Task war gesetzt und schnell fanden sich alle an der Basis. Mit dem Losfahren der Autos war dann unser Startsignal gekommen und die Gruppe flog mit Rückenwindunterstützung Richtung Westen in die Gegend von Caudete, ebenfalls ein fantastisches Fluggebiet im Norden von Alicante. Die Rückhohler folgten uns mit den Autos und verfolgten gespannt unser Livetracking. Der Wind wurde zunehmend stärker und die Schläuche verblasener so dass nach und nach die ersten Landemeldungen per Funk zu vernehmen waren. Ein kurzer Kaffeestopp später war auch schon der Plan für den späteren Nachmittag gefasst, ab gings erneut nach Palomaret. Dort wiederholte sich das Spiel vom Vortag und wir flogen so lange, dass nicht mal mehr Zeit für ein Landebier vor dem Abendessen war.
 
Tags darauf sahen wir ein Zeitfenster für das bekannteste Soaringgebiet von Alicante Namens Santa Pola direkt am Meer. Es war etwas Geduld gefragt bis sich ein konstanter Soaringwind einstelle, dann gab es aber kein Halten mehr. Als sich dann zwei Stunden später das Meer weiss färbte war die Landung am Strand angesagt und ein kleiner Ortswechsel in das uns wohlbekannte Palomaret war angesagt. Unglaublich wie gut der Startplatz Palomaret vor überregionalen Winden geschützt liegt. Ich brauch wohl nicht zu erwähnen, das wir wieder bis zum Sonnenuntergang geflogen sind, dies gehört bei diesem Fluggebiet ja schon fast zum Standartprogramm.
 
Der letzte Tag stand dann nochmals im Zeichen des Windes und das Know-How unseres lokalen Guides war noch einmal gefragt. Die Gegend um Murcia bot wiederum einen Startplatz der etwas geschützt lag und es gab für den einten oder anderen noch ein Flüglein.
 
Was soll man sagen, 7 Tage da, 7 Tage geflogen, unterschiedlichste Flugbedingungen vom Soaring bis zum Streckenfliegen, Essen vom Feinsten – Alicante ist sicher eine Reise wert.

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